Die Kirche der Filialgemeinde Falscheid der Pfarrei Lebach

In Falscheid wurden erstmals im Januar 1926 Sonntagsgottesdienste eingeführt. Bis dahin mussten die Falscheider Christen die Pfarrkirche in Reisweiler (ab 1937 Reisbach) besuchen. Was das bedeutete, hat der Kapellenverein in einem Bericht vom 24.02.1930 an das Bischöfliche Generalvikariat beschrieben. Dort heißt es: „Hoxberg hat zur Pfarrkirche 1 Stunde und sehr schlechten Weg, zur Kapelle in Falscheid 20 Minuten und guten Weg. Die Bewohner der Hoxbergstraße (ca. 20 Häuser) haben zur Pfarrkirche 40 – 50 Minuten, zur Kapelle 5 – 10 Minuten. Die übrigen Filialisten haben zur Pfarrkirche 30 – 40 Minuten und zur Kapelle 1 – 5 Minuten“. Als Kapelle diente der Saal einer Schule aus dem Jahr 1844. Den Zustand der Kapelle, die in der Dorfmitte stand, schildert Pfarrer Georg Michels aus Reisweiler im Bericht vom 07.05.1929 an das Bischöfliche Generalvikariat wie folgt: „Die Kapelle ist in Wahrheit die reinste Notkapelle und genügt in keiner Weise. Der ganze Raum für die Gläubigen (Schiff) beträgt 14 m x 7 m = 98 qm, Gang miteinbegriffen. Dazu beträgt die Höhe nur 3 m. In diesem Raum drängen sich dann ungefähr 320 Gläubige zusammen“.
Ab 1929 strebte der seit 1925 bestehende Kapellenverein den Umbau und die Erweiterung der Kapelle an. Vorsitzender des Vereins war Förster Kranz. Die Pläne für den Um- und Erweiterungsbau erstellte der Architekt A. Guckelsberger aus Saarbrücken. Sie wurden am 31.05.1929 durch die Bischöfliche Behörde genehmigt. Das Vorhaben gelangte aber nicht zur Ausführung, weil sich zwischenzeitlich herausstellte, dass sowohl die Bausubstanz der Kapelle als auch die Grundstücksverhältnisse für einen Um- und Erweiterungsbau nicht geeignet waren.
In der Folgezeit gelangten die Falscheider Christen zu der Überzeugung, dass es besser sei, am Ortsausgang in Richtung Lebach ein neues Gotteshaus zu bauen. Zu diesem Zweck wurde am 06.01.1935 anstelle des Kapellenvereins ein Kapellen-Bauverein gegründet. Zum Vorsitzenden des Vereins wählte die Gründungsversammlung Nikolaus Bettscheider. Das Grundstück für den Neubau kaufte die Kirchengemeinde Reisweiler von der Zivilgemeinde Falscheid. Darüber hinaus wurden ihr auch von Falscheider Bürgern Grundstücke geschenkt. Die Pläne für den Neubau erstellte ebenfalls der Architekt A. Guckelsberger aus Saarbrücken. Er gab in einem Kostenvoranschlag die Bausumme mit 150.000 Franken an (einfache Ausführung ohne Glocken, Bänke, Altaraufbauten, Figuren usw.). Dombaumeister Julius Wirtz bat in seinem Prüfbericht vom 24.05.1935, die Finanzierung der Baumaßnahme näher zu erläutern. Darauf hin teilte Pfarrer Gerber am 31.07.1935 der Bischöflichen Behörde mit, „dass 96.000 Franken in bar vorhanden seien. An Materialien würden Steine und Sand gratis gestellt, desgleichen auch Erd- und Betonarbeiten. Der noch fehlende Rest werde durch Sammlungen des Kapellenbauvereins aufgebracht“. Die Regierungskommission des Saargebietes hatte bereits am 31.01.1931 die Genehmigung erteilt, zu Gunsten des Umbaues der Kapelle bei den katholischen Bewohnern des preußischen Teils des Saargebietes eine Haussammlung in der Zeit vom 15.01. – 01.10.1931 abzuhalten. Das Ergebnis der Sammlung belief sich auf rd. 51.000 Franken. Am 13.11.1934 wurde die Genehmigung zum Bau der Kirche durch den Kreis Saarlouis und am 27.05.1935 durch das Generalvikariat in Trier erteilt.
Die Grundsteinlegung fand am 01.09.1935 statt. Der Stein befindet sich am Eingang zur rechten Nische des Chorraumes. Er trägt die Inschrift: „Lapis primarius 1935“.
Zu dieser Zeit hatte sich der allgemeine Kirchenbau längst vom historistischen Baustil (Neoromanik, Neogotik, Neobarock) gelöst. Die Architekten waren zu neuen Formen übergegangen. Sie bestimmten vor allem klar gegliederte und lang-rechteckige Raumanlagen. Es entstanden Kirchen, deren gestraffter Saalcharakter das Innere prägte. Dem neuen Baustil fühlte sich offenbar auch der Architekt der Filialkirche verpflichtet. Der einfache rechteckige Baukörper des Schiffes steht mit der Giebelwand zur Straße. Das saalartige Schiff gibt ohne Beeinträchtigung den Blick auf Chor und Altar frei. Starke Holzbalken auf Konsolen teilen das Tonnengewölbe des Schiffes in einzelne Abschnitte. Die beiden Nischen im Chorraum sind abgedunkelte Bereiche, während das Kirchenschiff durch romanisierende Fenster gleich-mäßig ausgelichtet ist. Der Chorraum erhält von der rechten und linken Seite durch je 9 Rundbogenfenster reichlich Licht.
Am 20.06.1937 wurde die Kirche durch den Dechanten Spengler aus Lisdorf benediziert und dem Hl. Joseph geweiht. Obwohl die Finanzierung des Kirchenbaus bei Beginn der Maßnahme als gesichert galt, stellte sich später heraus, dass die restlichen Forderungen von Bauhandwerkern nicht bezahlt werden konnten. In seiner Not wandte sich der Kirchbauverein am 24.04.1937 an das Bischöfliche Generalvikariat und bat um eine Bauhilfe oder ein Baudarlehn von 7.600 RM. Es gewährte den Falscheidern lediglich eine Beihilfe von 300 RM. Dagegen zeigte sich das „Reichs- und Preußische Ministerium für die Kirchliche Angelegenheiten“ großzügiger. Es gewährte den Falscheidern mit Bescheid vom 18.01.1937 eine einmalige Beihilfe von 2.000 RM. Man war aber weiterhin auf Hilfe angewiesen. Durch Vermittlung des Generalvikariates konnten Darlehen bei der Kirchengemeinde in Monreal/Eifel (Kreis Mayen) von 4.000 RM und bei dem Dechanten i.R. Hartz in Wallerfangen von 3.000 RM aufgenommen werden.
Mit dem Einzug in die neue Kirche war das Bauwerk allerdings noch nicht vollendet. Erst im Laufe der folgenden Jahre erhielt das Gotteshaus sein heutiges Aussehen.
Als herausragendes Kunstwerk befindet sich in der Filialkirche ein Kreuzweg der gehörlosen Münchener Künstlerin Ruth Schaumann (14.08.1899 – 13.03.1975). Die Staatliche Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Lebach ist nach ihr benannt. Der Kreuzweg wurde 1932 für die Kirche St. Agatha in Merchingen bei Merzig angefertigt. Dort wurden 7 Stationen durch Kriegseinwirkungen zerstört. Pfarrer Arthur Lillig konnte die erhalten gebliebenen Stationen für die Kirche in Falscheid erwerben. Er ließ den Kreuzweg 1961 durch die gleiche Künstlerin vervollständigen.

 

Benno Müller

Quellen:

Bistumsarchiv Trier; Archiv der Pfarrgemeinde Lebach/Filiale Falscheid; Handbuch des Bistums Trier, 1952; Marlen Dittmann: „Die Baukultur im Saarland 1904 – 1945“, Saarland Hefte 3, Saarbrücken 2004; Informationen von Manfred Jungmann, Falscheid.


Textquelle:

Müller, Benno: Historischer Kalender Lebach 2009 - Die Lebacher Kirchen, Mai 2009