Katholische Pfarrkirche St. Aloisius Steinbach

Die Pfarrkirche zu Steinbach gehört zu den bemerkenswertesten Bauten des Historismus im weiteren Umfeld. Der Kirchenbau stellt architektonisch eine Stufenhalle mit Flachkuppeln im Hauptschiff dar, dessen Seitenjoche als Zwerchhäuser in seltener Stilkombination der Neorenaissance und des Neobarocks gestaltet sind.
Die Kirche wurde 1912 bis 1913 nach Plänen des Trierer Dombaumeisters Julius Wirtz gebaut. Die Weihe fand am 3. Juni 1916 statt. Das Bauwerk entstand als leicht gestufte, dreischiffige, dreijochige Halle mit eingezogenem Halbrundchor. Die Westfassade und die Stirnseiten der Querschiffarme sind als Giebelwände ausgebildet, wobei die Giebelform an Treppengiebel der Renaissance erinnern, jedoch auch Barockformen aufnehmen. Das Kircheninnere wird durch dreigestaffelte Rundbogenfenster erhellt.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg zugefügte Glockenturm wird mittels eines Durchgangs mit dem Westjoch der Kirche verbunden. Die Kirche ist mit Ausnahme der steinsichtig hellockerfarben belassenen Fenstergewände und Portaleinfassungen verputzt und gestrichen. Die Bauzier konzentriert sich auf das Hauptportal mit seinen ionischen Säulen und der architravierten geraden Verdachung mit Vasenaufsätzen. Das Seitenportal hat im Gegensatz dazu ein schlichteres Rundbogengewände. Die asymmetrische Fensteranordnung der Hauptfassade ist dem einbezogenen Treppenaufgang auf der Nordseite geschuldet. Ein hohes Rundbogenfenster belichtet die Orgelempore, ein kleines Rundfenster den Dachstuhl.
Im Innern der Kirche schließen sich an die drei großen quadratischen Mittelschiffsjoche die relativ schmalen und niedrigeren Seitenschiffe an. Säulen mit antikisierenden Kapitellen nehmen die breiten, bandartigen Gurt- und Scheidbogen auf. Das Mittelschiff ist mit Flachkuppeln versehen, die Seitenjoche enden in Quertonnen, welche über die Scheidbogen hinweg, in Form von Stichkappen, in die Wölbung des Mittelschiffs eingreifen. An den Außenwänden nehmen Konsolen die Gurtbogen auf. Der Chor, bestehend aus Vorchorjoch und halbrundem Schluss, zieht sich zum Mittelschiff hin leicht ein. Ein Triumphbogen aus Pilastern und aufgeputztem Bogen betont an der Chorwand den Altarraum. Das Vorchorjoch hat einen gleichartigen Aufbau. Der räumliche Übergang von Schiff zu Chor ist konvex abgerundet, doch die Pilasterstellungen verhindern den Eindruck sich verschleifender Raumgrenzen. Im Chorhalbrund unterteilen breite Gurtbogen die Kalotte. Die Fensteröffnungen sind oben mit konkav und konvex geschwungenen Aufsätzen elegant verziert. In der Chorwand nehmen niedrige, halbrund schließende Nebenchöre die Seitenaltäre auf.
Im Gegensatz zur äußeren Schlichtheit fällt die kostbare Ausstattung des Kircheninneren auf. Die Säulen aus braun-beige meliertem Stuckolustro haben vergoldete Akanthusblätter und Eierstäbe in den Kapitellen. Kleine, teilweise farbig den Säulenschäften angepasste Spiegel bereichern die Kassettierung der Gurtbogen. Die Deckenmalereien stellen ein reiches Figurenprogramm aus dem Neuen Testament, darunter Maria mit dem Jesuskind, die Kreuzigung Christi etc. dar. Hinzu kommen belehrende Schrifttafel im Mittelschiff sowie neobarocke Darstellungen in den Seitentonnen, die dem Kirchenbesucher ein eindrucksvolles Raumgefühl vermitteln.

 

Johannes Naumann

Literatur:

- Holz, Martin: 75 Jahre Pfarrkirche „St. Aloysius"; Steinbach. O. O., 1988
- Marschall, Kristine: Sakrale Bauwerke des Klassizismus und Historismus im Saarland, Saarbrücken 2002


Quelle:

Naumann, Johannes: Historischer Kalender Lebach 2009 - Die Lebacher Kirchen, März 2009